Oggi di buonora
Apokalypse in Buenos Aires
Der Turmbau zu Babel (Gen. 11,1-9) wird in der Bibel als soziale Katastrophe geschildert. Der Turm steht für Hochmut und Verwirrung und seine Zerstörung verweist auf die Unmöglichkeit der Kommunikation. Gleichzeitig ist Babel eine Kritik am Gigantismus moderner Metropolen[2]. Während alle sozialreformerischen Ansätze scheitern, wächst Babel vor unseren Augen in den Himmel, errichtet und zerstört seine Türme, nicht mehr aus Ziegelsteinen, sondern aus Stahl und Glas, und trägt dabei die Zerstörung im Stadtwappen, wie in der gleichnamigen Erzählung von Franz Kafka[3]. Die Torre Garay, benannt nach dem zweiten Stadtgründer von Buenos Aires, ist das einzige Überbleibsel der stolzen Stadt, Menetekel der Apokalypse wie die Barbarenfaust bei Franz Kafka.
El Matadero: Schlachthof der Geschichte
„Aus dem Nebel tauchte ein riesiges, düsteres Gebäude im Art-deco-Stil auf. Wir bemerkten es erst im letzten Augenblick, als wir bereits davor standen. Es schien, als sei es gebaut worden, um der Wildnis zu trotzen. Auf der Fassade war in riesigen Lettern zu lesen: Matadero. Spitze Türmchen verloren sich im Nebel. Was bedeutete das? Es war ein solider, autoritärer Zementbau, der aussah, als sei er für das Ritual einer düsteren Macht erbaut worden“[4].
Maria wird von einem hünenhaften Indianer verschleppt, der quer über den Bauch eine Tätowierung der Heiligen Jungfrau von Luján trägt. Bevor sie die Wildnis erreichen, taucht aus dem Nebel als letzte Erinnerung an die Zivilisation der Schlachthof auf, Emblem der argentinischen Geschichte des 19. Jahrhunderts, einer Zeit der Wirren, Diktaturen und Bürgerkriege. Nach der Unabhängigkeit von Spanien 1810 zerfiel Argentinien in zwei Lager, Unitarier und Federalisten, die sich bis aufs Messer bekämpften. Die Unitarier wollten das Land nach französischem Vorbild modernisieren und aus Buenos Aires eine Art Paris des Südens machen. Zunächst jedoch siegten die Federalisten unter Juan Manuel de Rosas (1793-1877), der in den Jahren 1835-1852 eine blutige Diktatur errichtete. Aus dieser Zeit stammt die Erzählung El Matadero [5] (1839) von Esteban Echevarría (1805-1851), der für die jüngste Generation argentinischer Schriftsteller, die Kinder der Diktatur, den Status eines Kultautors angenommen hat. Diese Novelle verdichtet im Schlachthof die Allegorie der Grausamkeit. Dort werden zuerst Tiere geopfert und zum Schluss ein Mensch, ein politischer Gegner der Diktatur. Die Allegorie des Blutopfers ist nicht nur mit dem düsteren Gebäude im Art-deco-Stil verknüpft, sondern auch mit der daneben stehenden Kirche, die das Opfer rechtfertigt und den Diktator stützt. Geopfert werden in El Matadero Tierkörper und Menschenkörper, deren Schlachtung die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung verspricht, zunächst im Magen und danach in der Politik. Während sich der alttestamentarische Gott mit einem Tieropfer zufrieden gab, verlangen die neuen Götter nach Menschenopfern. Mit dem Schrei: „Da kommt ein Unitarier!“ [6] wird ein junger Mann auf den Opferaltar gezerrt, geschlachtet und sein Ende mit der Kreuzigung Jesu gleichgesetzt. Drei Elemente beherrschen die Erzählung – das gaffende Volk, das dargebotene Opfer und der zu besänftigende Gott. Das Volk will gesegnet und gefüttert werden, die Metzger sind gleichzeitig Henker und Priester eines blutigen Rituals, und der Diktator will von der hungrigen Masse in den Himmel gehoben werden, wofür er den Zuschauern mit der Überlassung der geschlachteten Jungtiere dankt [7].
Gemäß der politischen Philosophie Frankreichs ist die Stadt der Ort der Zivilisation, während das umliegende Land – in Argentinien zumeist Wüste genannt – das Reich der Barbarei darstellt. 1845 prägte der Schriftsteller Domingo F. Sarmiento (1811-1888) in seinem Buch Facundo[8] die Formel Zivilisation und Barbarei, um den Bruch zwischen europäischer und amerikanischer Kultur zu umschreiben: seit der Eroberung betrachtet Europa die Neue Welt als einen anderen Raum, Verkörperung positiver oder negativer Eigenschaften, wo Utopien der Unschuld und Antiutopien der Barbarei ihren Platz finden. In dem Moment, da Südamerika sich von Europa zu emanzipieren beginnt, wird dieser Dualismus wieder aufgegriffen[9]. Zu diesem Zeitpunkt war Buenos Aires von den Federalisten besetzt, also den politischen Gegnern von Domingo F. Sarmiento und Esteban Echevarría. Die Schriftsteller beschrieben die Stadt folgerichtig als einen Ort der Perversion und Gewalt, während sie gleichzeitig von einer modernen, europäischen Stadt träumten, einem Paris am Ufer des Río de la Plata[10]. So beruhte das literarische Buenos Aires von Anfang an auf einem Widerspruch zwischen einer Realität, die abgelehnt wurde, und einer Zukunftsvision, die in der Luft hing, die Utopie einer Generation romantischer Schriftsteller, die aus Europa zurückkamen und alles verändern wollten[11]. Im 20. Jahrhundert hörte Buenos Aires auf, eine Utopie zu sein und wurde zu einem Mythos, so bei Jorge Luis Borges und Manuel Mujica Lainez. Die Generation von Pedro Mairal erlebte einen radikalen Bruch. Ihre Lebenserfahrung wurde von einem Blutbad geprägt, das die Generäle nach dem Putsch von 1976 angerichtet hatten und das sie zu einer einsamen Kindheit und zum Rückzug auf einen begrenzten Freundeskreis zwang: „Meine Generation“ sagt der Autor in einem Interview [12] „musste ihre literarischen Vorbilder nicht umbringen, denn das hatten die Militärs schon besorgt. Wir, die wir Anfang Siebziger Jahre geboren wurden, hatten keine literarischen Vaterfiguren, sondern Großväter (…). Und mit den Großvätern gibt es keinen Streit“.
Kathodisches Koma: Kollaps der Moderne
„Ramón richtete die TV-Fernsteuerung auf meinen Vater und drückte auf den Knopf. Ich erstarrte. Papa machte Grimassen, ohne die Augen zu öffnen. Jedes Mal, wenn ich auf einen Pfeil drückte, um den Kanal zu wechseln, verzog Vater das Gesicht, ohne die Augen zu öffnen (…). Die Ärzte nannten das Kathodisches Koma. In allen Fällen handelte es sich um Fernsehsüchtige, die einen Grossteil ihres Lebens vor dem Bildschirm verbracht hatten und nach dem Ende des Programms langsam ins Koma gefallen waren, ein Koma mit intensiver Hirntätigkeit, als ob sie von ihrem eigenen Fernsehprogramm träumten“[13]
Während das Desaster immer mehr auf die Stadt zukommt, verrammeln sich die Vertreter der Mittelschicht in ihren Wohnungen und bilden kleine Forts, um dem Strom der Flüchtlinge zu widerstehen. Tunnels und behelfsmäßige Brücken verbinden die isolierten Häuserblocks, in denen Lebensmittel knapp werden. Die Landepisten des Flughafens werden unbenutzbar, alles – selbst Bücher – werden konfisziert, um Barrikaden zu errichten. Der Einzige, der von all diesen dramatischen Veränderungen unberührt vor sich hin dämmert, ist Marias Vater: mangels Strom wird das Fernsehprogramm ständig reduziert, und so versinkt er langsam ins Koma, aus dem er nicht mehr erwachen wird. Maria ist schließlich gezwungen, ihren Vater ins Krankenhaus zu bringen, eine Art Feldlazarett mitten im Bürgerkrieg. Der einzige Talisman, den der Vater nicht loslässt, ist die TV-Fernsteuerung. Sie wird auch seinen Tod auslösen. Als die Ärzte gezwungen sind, Platz für die zahlreichen Verletzten zu schaffen, tötet Maria ihren Vater mit der Fernsteuerung: Sie drückt auf den roten Knopf, und er hört auf zu atmen.
In den meisten Science-Fiction-Romanen ist das Weltenende nicht gleichbedeutend mit dem Verschwinden des Planeten; es bedeutet vielmehr das Ende einer bestimmten Lebensweise. Eine der beliebtesten Erzählstrategien besteht aus der Reduktion der Technologie. Statt neue Maschinen einzuführen, werden die Romanfiguren gezwungen, ohne vertraute Geräte auszukommen[14]. Die meisten Texte basieren auf dem Überleben der Hauptfigur und folgen einem festen Schema. Der Protagonist wird sich des Desasters bewusst und beginnt eine Reise durch die Wildnis, auf der Suche nach Überlebenden. Mit diesen entsteht eine neue Gemeinschaft, häufig in Form einer Ehe. Die Wildnis bedroht die junge Familie, sei es in Form von Krankheiten, Raubtieren oder Banditen. Es kommt zum Kampf, bei dem das Gute siegt und das Böse unterliegt. Im Roman von Pedro Mairal finden sich einige Elemente dieses modernen Science-Fiction-Romans, so das Überleben der Hauptfigur und das Entstehen einer Gemeinschaft. Doch wichtiger sind die Unterschiede: Von einem Happy End kann nicht die Rede sein. Der Roman endet mit dem Verlust der Sprache und der Flucht aus dem zerstörten Argentinien.
Unser modernes Verständnis der Apokalypse hat weniger mit Religion, denn mit Geschichte zu tun. Der Begriff wird immer wieder für Ereignisse im Zusammenhang mit nuklearen oder demographischen Katastrophen verwendet, ein Hinweis auf die enorme Fähigkeit des Menschen zur Selbstzerstörung[15]. Apokalypse ist kein Synonym für Desaster. Sowohl in der hebräischen (Daniel, Ezechiel, Zacharias) wie in der christlichen Tradition (Markus XIII, Matthäus XXIV, Offenbarung Johannis) wird das Weltenende aus der Perspektive eines Erzählers geschildert, der in radikalem Widerspruch zu den Mächtigen seiner Zeit steht und gleichzeitig unfähig ist, daran etwas zu ändern. So ist Johannes beispielsweise auf die griechische Insel Patmos verbannt worden. Entsetzt ob der Visionen, die ihn bedrängen, verschlingt er (Offenbarung 10:10) sein eigenes Buch, das er zu entziffern versucht[16]. Hier tauchen auch die meisten Elemente auf, die zum Repertoire der christlichen Ikonographie des Mittelalters gehören – die sieben Siegel, die vier apokalyptischen Reiter (Krieg, Unterdrückung, Hunger und Tod), die Hure von Babylon, die Kelter des Zorns, die Heuschreckenplage und der Höllenschlund[17]. Auch im Roman finden wir einige dieser apokalyptischen Zeichen: beim letzten Ausflug vor die Tore der Stadt erblickt Maria einen Kometen mit einem weißen Schweif, und in der Gegend von Luján wird sie von einem Heuschreckenschwarm heimgesucht, der die Ernte vernichtet. In der Kanalisation ihres Hauses schließlich haust ein grünes, schleimiges, einäugiges Monster[18].
In der christlichen Apokalypse des Johannes kommt es zu Unruhen und zur Herrschaft des Antichristen. Doch die Katastrophe wird gemildert durch die Wiederkehr Christi und die Gründung des Himmlischen Jerusalem, die Trostlosigkeit durch die Fruchtbarkeit. In El año del desierto kann davon keine Rede sein: Maria unternimmt alles, um nicht schwanger zu werden, da sie auf die Rückkehr ihres Verlobten Alejandro Pereira wartet, den die Militärs als Deserteur erschossen haben. Sie ist keine Heldin, lediglich eine Überlebende, die sprachlos und mit einer Schusswunde im Bein das letzte Schiff besteigt. Zurück bleiben nur das Meer und eine leere Pampa.
Bei der Entdeckung Südamerikas spielte die Apokalypse eine besondere Rolle: So zitierte Christoph Kolumbus in seinen Briefen an die Katholischen Könige Passagen aus der Offenbarung und aus dem Buch Jesaja, um zu belegen, dass er eine Neue Welt entdeckt hatte. Die Ureinwohner Amerikas wurden mit den Verlorenen Stämmen Israels (Offenbarung 7:4-9) gleichgesetzt, und ihre Bekehrung galt als Erfüllung der biblischen Prophezeiungen, die das Kommen des Gottesreichs ankündigten[19]. Von diesen Hoffnungen ist im Roman nichts mehr übrig. Die Welt entwickelt sich zurück – von der Zivilisation zur Barbarei. Maria verliert alles: die Stelle, die Wohnung, den Vater, den Verlobten, die Freiheit, die Gesundheit.
Joyce, der Urwald und das Schachbrett
„Es klingelt die Glocke, und die Bibliothek leert sich. Ich versorge die letzten Bücher, rücke die Stühle zurecht, gehe in den Kartenlesesaal, breite die alten Karten auf dem Tisch aus und betrachte Orte, Namen und Strassen“, so Maria am Ende ihrer Irrfahrt. „Mit dem Finger fahre ich Bahnlinien und Straßenzüge entlang und versuche, mich an die Ecken, Viertel oder Plätze dieses riesigen Schachbretts zu erinnern. Die Stadt, in der ich jetzt wohne, ist nicht geometrisch angelegt, sondern ein organisch gewachsenes Gewirr von Strassen, wie viele Städte Europas“[20]
Buenos Aires ist von Anfang an eine fremdbestimmte Stadt gewesen, Brückenkopf einer europäischen Kultur am Rio de la Plata. So bezeichnet bereits der deutsche Chronist Ulrich Schmidel (1500-1581) die erste Gründung der Stadt (1536) als ein Produkt der Phantasie. Das Schachbrettmuster geht auf die zweite Stadtgründung (1580) zurück. Der Grundriss besteht aus einem genau nach den Himmelsrichtungen orientierten Rechteck von 144 Häuserblöcken. Diese wurden durch das Aneinanderfügen immer neuer Quadratreihen erweitert, wodurch ein monotones, labyrinthisches Straßennetz entstand[21]. Die argentinische Hauptstadt wird durch zwei Grenzlinien bestimmt, die Pampa und den Fluss. Dazwischen liegt die Grauzone der Orillas, die unsichtbare Stadtgrenze. Niemals wurde Buenos Aires in seiner Entwicklung als abgeschlossen betrachtet. Der größte Eingriff war das Programm städtischer Umgestaltung nach französischem Vorbild unter Torcuato de Alvear (1822-1890), wobei ganze Viertel abgerissen wurden, um breiten Boulevards Platz zu machen, besonders der Avenida de Mayo[22]. Im Roman verschwindet dieses Prunkstück bürgerlicher Stadtplanung und macht dem Schlamm Platz. Das Paris des Südens mit seinem theatralischen Lebensstil geht zu Ende. Da trifft Maria einen irischen Matrosen namens Frank, der sie nach Europa mitnehmen will. Sie bricht in Tränen aus, kann sich aber nicht entschließen, Frank zu folgen: „Come on! Jump! Eveline! “[23] ruft er ihr zu. Dieser Name mobilisiert die Familiengeschichte und eine zweite literarische Stadt, Dublin: „Meine Urgrossmutter Eveline Hill bestieg 1910 allein ein Schiff in Dublin und überquerte den Atlantik, um ihren Verlobten in Buenos Aires zu suchen. Sie fand ihn nicht, wollte aber trotzdem bleiben. Sie überlebte, wie sie konnte, und hatte mit einem unbekannten Mann ihre einzige Tochter Rose“[24].
Diese Eveline Hill ist eine explizite Hommage an James Joyce und die Dubliner. In der gleichnamigen Erzählung[25] schildert Joyce, wie Eveline Hill ihr Elternhaus verlässt, um mit dem Matrosen Frank nach Buenos Aires zu reisen und dort ein neues Leben zu beginnen. Unschlüssig steht sie am Fenster und überlegt, ob sie das Risiko eingehen soll, mit Frank in ein unbekanntes Land zu reisen. Sie kann sich nicht aufraffen, ebenso wenig wie Maria im Roman von Pedro Mairal. Die Parallele mit James Joyce und Dublin erschöpft sich jedoch nicht in diesen Anspielungen. Dubliner entstand zwischen 1904 und 1907, als James Joyce seine Heimatstadt noch so gut in Erinnerung hatte, dass er keinen Stadtplan benötigte, um sie in allen Einzelheiten vor sich zu sehen. Zu seinem Freund, dem Künstler Frank Budgen, sagte Joyce einmal bei einem Spaziergang in Zürich, sein Werk könne dazu dienen, Dublin wieder aufzubauen, sollte die Stadt vom Erdboden verschwinden[26]. Hier liegt die Parallele zu Pedro Mairal: Maria, die Bibliothekarin im Exil, macht in der Mittagspause die Tür hinter sich zu, sagt laut Sätze in ihrer Muttersprache vor sich hin und beugt sich über die Karte von Buenos Aires, um den toten Stadtplan zum Leben zu erwecken, sich an ihre Heimat und ihre Personen zu erinnern.
Die Stadt der Dubliner war eine blockierte Kolonialstadt am Rande Europas. Der Künstler begreift, dass er das Land verlassen muss, um sich zu verwirklichen. Im Ulysses jedoch ist der Dichter Stephen Dedalus deprimiert in seine Heimatstadt zurückgekommen. Wohl hat er versucht, das traditionelle Geschichtsverständnis auf den Kopf zu stellen, aber er hat es nicht geschafft, der Geschichte zu entfliehen, weder seiner eigenen, noch der Irlands: „Die Geschichte, sagte Stephen, ist ein Albtraum, aus dem ich zu erwachen versuche“[27]. Dies ist auch das Schicksal der Maria Hill, Urenkelin der Eveline aus den Dublinern. Während in Irland der Albtraum aus britischer Fremdherrschaft und Unabhängigkeitskampf besteht, lastet auf Argentinien das unselige Erbe des Militärregimes: in den Jahren 1976-1983 gingen nicht nur die Demokratie und der Falkland-Krieg verloren, sondern das Geschichtsbewusstsein einer ganzen Generation. Aus einem solchen Albtraum zu erwachen, gelingt weder Stephen Dedalus noch Maria Hill. Über Karten und Pläne gebeugt, suchen sie nach den Spuren einer verlorenen Kindheit auf einem toten Schachbrett.
* * *
Im Sommer 1985 arbeitete der italienische Schriftsteller Italo Calvino an einer Reihe Vorlesungen für die Harvard University, die er Sechs Vorschläge für das nächste Jahrtausend nannte: „Mein Vertrauen in die Zukunft der Literatur beruht auf dem Wissen, dass es Dinge gibt, die einzig die Literatur mit ihren spezifischen Mitteln zu geben vermag“[28]. Er zählte einige dieser Merkmale auf – Leichtigkeit, Schnelligkeit, Genauigkeit, Anschaulichkeit und Vielschichtigkeit. Den sechsten Vorschlag konnte er nicht beenden: bei seinem Tod hatte er erst fünf seiner Thesen formuliert. Und so schlägt der argentinische Literaturkritiker Ricardo Piglia ein sechstes Merkmal vor – Dezentralisation und Distanz: das Zentrum verlassen und einen Standpunkt an der Peripherie einnehmen[29]. Einen solchen peripheren Standpunkt bezieht Pedro Mairal[30] in seinem postapokalyptischen Roman über Buenos Aires. Entstanden ist einer der faszinierendsten Romane aus dem Argentinien der Gegenwart[31].
Albert von Brunn (Zürich)
[1] Mairal, Pedro. El año del desierto. Buenos Aires: Interzona, 2005, S. 13.
[2] Gomes, Renato Cordeiro. Todas as cidades, a cidade: literatura e experiência humana. Rio de Janeiro: Rocco, 1994, SS. 81-83.
[3] Kafka, Franz. „Das Stadtwappen“ in: Das erzählerische Werk I. hrsg. Von Klaus Hermsdorf. 2. Aufl. Berlin: Rütten & Loening, 1988, SS. 346-347.
[4] Mairal, Pedro. El año del desierto. Buenos Aires: Interzona, 2005, S. 220.
[5] Echevarría, Esteban. El matadero. La cautiva. ed. de Leonor Fleming. 9a ed. Madrid: Ediciones Cátedra, 2004. (Letras hispánicas; 251)
[6] Ibidem, S. 108.
[7] Ramírez Caro, Jorge. „Ritualización de la muerte en El Matadero de Esteban Echevarría: estructura sacrificial” in: Imprévue 2(1995), SS. 51-66.
[8] Sarmiento, Domingo F. Barbarei und Zivilisation: Das Leben des Facundo Quiroga. Ins Deutsche übertragen und kommentiert von Berthold Zilly. Frankfurt am Main: Eichborn, 2007. (Die Andere Bibliothek; 271)
[9] Antonucci, Fausta. Città/campagna nella letteratura argentina. Roma: Bulzoni, 1992, SS. 13-18. (Letterature iberiche e latino-americane; 33)
[10] Waisman, Sergio. „De la ciudad futura a la ciudad ausente: la textualización de Buenos Aires” in: Ciberletras 9(2003) [keine Paginierung]
[11] Graña, María Cecilia. La utopía, el teatro, el mito: Buenos Aires en la narrativa argentina del siglo XIX. Roma : Bulzoni, 1991, SS. 62-71. (Letterature iberiche e latino-americane ; 29)
[12] Bertazza, Juan Pablo. „A la intemperie“ in: Página 12 8.1.2006, Radar Libros, S.1-2. Vgl. Drucaroff. Elsa. „Fantasmas en carne viva“ in: Boletín de Reseñas Bibliográficas N° 9-10 (2004) [im Druck].
[13] Mairal, Pedro. El año del desierto. Buenos Aires: Interzona, 2005, SS. 76-77.
[14] Wolfe, Gary K. “The Remaking of Zero: Beginning at the End” in: The End of the world. ed. by Eric S. Rabkin, Martin H. Greenberg, Joseph D. Olander. Carbondale: Southern Illinois Press, 1983, SS. 1-19.
[15] Zamora, Lois Parkinson. Writing the apocalypse: historical vision in contemporary U.S. and Latin American fiction. Cambridge: Cambridge University Press, 1989, S. 1.
[16] Ibidem, SS. 2,14.
[17] Ibidem, S. 11.
[18] Mairal, Pedro. El año del desierto. Buenos Aires: Interzona, 2005, SS. 70, 129, 202.
[19] Zamora, Lois Parkinson. Writing the apocalypse: historical vision in contemporary U.S. and Latin American fiction. Cambridge: Cambridge University Press, 1989, SS. 7-8.
[20] Mairal, Pedro. El año del desierto. Buenos Aires: Interzona, 2005, S. 7.
[21] Wenzel, Bettina. Der Buenos-Aires-Roman: Die Literarisierung der Großstadterfahrung bei zeitgenössischen argentinischen Schriftstellern. Bern: Lang, 1999, SS. 172-173. (Europäische Hochschulschriften. Reihe 24; 53)
[22] Campra, Rosalba. „Buenos Aires infundada“ in: La selva en el damero: espacio literario y espacio urbano en América Latina. Pisa: Giardini, 1989, SS. 103-117. (Collana di testi e studi ispanici. II. Saggi; 7)
[23] Mairal, Pedro. El año del desierto. Buenos Aires: Interzona, 2005, S. 165.
[24] Ibidem, S. 112.
[25] Joyce, James. „Eveline“ in: Dubliner. übersetzt von Dieter E. Zimmer. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1969, S. 35-40. (Frankfurter Ausgabe. Werke I)
[26] Pierce, David. James Joyce’s Ireland. New Haven: Yale University Press, 1992, SS. 83-84.
[27] Joyce, James. Ulysses. Übersetzt von Hans Wollschläger. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1975, S. 49. (Frankfurter Ausgabe. Werke 3.I)
[28] Calvino, Italo. Sechs Vorschläge für das nächste Jahrtausend: Harvard-Vorlesungen. Aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1995, S.11. (dtv; 19036)
[29] Piglia, Ricardo. „Una propuesta para el nuevo milenio“ in: Margens/Márgenes N°. 2 (2001), SS. 1-3.
[30] Pedro Mairal (*1970), studierte Literaturwissenschaft und unterrichte englische Literatur an der Universidad del Salvador (USAL) in Buenos Aires. Sein erster Roman, Una noche con Sabrina Love (1998) wurde verfilmt und erschien 2002 beim Verlag Droemer Knaur in deutscher Übersetzung. Daneben veröffentlichte er einen Band Erzählungen (Hoy temprano, 2001) und zwei Lyrikbändchen (Tigre como los pájaros, 1996 und Consumidor final, 2003). El año del desierto ist sein zweiter Roman.
[31] Der Autor dankt Elsa Drucaroff, Mauricio Espil und Roberto De Luca für ihre Hilfe.
Apocalipsis en Buenos Aires
Albert von Brunn (Zurich)
(Publicado en la revista Librería García Cambeiro, Argentina y Brasil, mayo 2007)
“La altura del piso veinticinco permitía esa mirada geográfica. Era la vista de los hombres poderosos”. Así describe Maria su lugar de trabajo, la protagonista en la novela de Pedro Mairal[1]: “Como si fuera un lugar en otro país, lejos del barro nacional, como visto desde un avión. Era la altura de la economía global, de las grandes financieras del aire, donde se establecían a la perfección los contactos telefónicos con las antípodas”. Es el último día de trabajo de María. El apocalipsis bajo la forma de una intemperie avanza sobre la capital argentina, refugiados invaden el centro de la ciudad y el pánico sobrecoge a los habitantes que se encierran en sus casas. A lo largo del año en que transcurre la narración, María pasa por varios girones del infierno: secretaria de una Empresa Multinacional, ella se transforma primero en enfermera, después en ama de llaves, luego en prostituta y acaba como esclava de una tribu de indígenas. De la capital sobra apenas la Torre Garay.
El episodio de la Torre de Babel (Génesis 11,1-9) equivale a una especie de catástrofe social. La torre simboliza la arrogancia y confusión de sus constructores y su derrumbe, la imposibilidad de la comunicación entre los hombres. Al mismo tiempo, Babel pone en tela de juicio al gigantismo de las metrópolis modernas. Mientras todas las reformas sociales fracasan, Babel levanta y destruye sus torres ante nuestros ojos, ya no de ladrillo y barro, sino de cristal y acero y ostenta en su emblema el puño cerrado de la destrucción[2].
Esteban Echeverría y el matadero de la historia
“De golpe entre la niebla apareció un edificio como una escenografía art-déco, gigante, demasiado grande. Lo vimos cuando ya lo teníamos encima, era siniestro, levantado en medio de la nada (…). En la fachada tenía unas letras mayúsculas y cuadradas que decían Matadero y torres en punta que se perdían en la niebla. ¿Qué hacía eso ahí? Estaba construído en cemento, en escala monstruosa y autoritaria, como un templo para celebrar las matanzas de un poder oscuro”[3]
Secuestrada por un indio gigantesco con un tatuaje de la Virgen de Luján, María viaja a lomo de caballo. Antes de alcanzar el campamento indígena, divisa en la bruma un enorme matadero, último recuerdo de la civilización y de la historia argentinas del siglo XIX, un período de guerras civiles y dictaduras feroces. En la novela de Pedro Mairal abundan las referencias al Matadero de Esteban Echeverría (1805-1851)[4], una especie de autor cult para la última generación de escritores argentinos. En esta novela se sacrifican primero novillos y después a un ser humano, un enemigo político del régimen. Mientras que el dios del Antiguo Testamento se conformaba con la sangre de reses, corderos y cabritos, los nuevos dioses exigen carne humana. Tres elementos dominan la narración : los espectadores, la víctima propiciatoria y el ídolo de la muerte que exige venganza[5].
Desde el descubrimiento, Europa consideraba al Nuevo Mundo como un espacio diferente, de signo positivo o negativo, donde las utopías de la inocencia convivían con las antiutopías del salvajismo. En el momento en que America empieza a liberarse de la tutela europea, este dualismo vuelve a la superficie en la famosa fórmula de Domingo F. Sarmiento: civilización y barbarie. Mientras Sarmiento y Echevarría soñaban con una ciudad parecida a París, con una metrópoli en el Río de la Plata, la realidad era completamente distinta: Buenos Aires bajo la dictadura parecía un lugar de perversión y violencia. Así, la imagen literaria de la capital argentina se basa en una ambivalencia fundamental: por un lado, la realidad rechazada y por otro la imagen luminosa del futuro, un espejismo propio de la generación de intelectuales románticos que regresaban de Europa llenos de ideas y querían trasformarlo todo[6]. A lo largo del siglo XX, Buenos Aires dejaba de ser una utopía para volverse mito en las obras de Jorge Luis Borges, Julio Cortázar o Manuel Mujica Láinez. La última generación de escritores, la de Pedro Mairal, vivió una ruptura radical. Sus vidas están marcadas por la masacre de los generales después del golpe militar de 1976, un evento traumático que los condenaba a una infancia solitaria: “Mi generación”, confiesa el autor en una entrevista, ”no tuvo que matar a sus padres literarios porque ya los habían matado o silenciado los militares. Mucha gente nacida alrededor de los ’70 no tuvo padres literarios sino abuelos (…). Y uno con los abuelos no tiene conflictos”[7]
Coma catódico: el colapso de la modernidad
“Ramón estaba muy concentrado al pie de la cama; le apuntaba el control remoto a papá y apretaba los botones. Papá hacía muecas mínimas, con breves intervalos, sin abrir los ojos. (…) Cada vez que apretaba la flechita para cambiar de canal (…) papá hacía un tic con la cara y movía apenas la cabeza (…). Los médicos llamaron a eso “coma catódico”. Descubrieron que todos los casos eran televidentes compulsivos, personas que habían pasado gran parte de su vida frente al televisor y, al interrrumpirse la programación, fueron entrando lentamente en un coma que parecía de intensa actividad cerebral, como si soñaran su propia televisión”[8]
Mientras la intemperie avanza sobre la ciudad, la clase media se encierra en sus casas y pequeños fortines para resistir a la oleada de refugiados. Túneles y puentes improvisados comunican a las casas aisladas. El aeropuerto deja de funcionar, todo se confisca – hasta los libros – para levantar barricadas. El único personaje que asiste impávido a estos cambios dramáticos es el padre de María: la falta de corriente eléctrica reduce las horas de televisión y así papá se pierde en un limbo del que no volverá a despertar. Su único talismán es el control remoto que acabará por matarlo: María apretará el botón rojo y su padre dejará de respirar.
En la mayoría de las novelas de ciencia-ficción, el fin del mundo no equivale a la desaparación del planeta tierra, significa sólo el punto final de un modo de vida. Una estrategia narrativa frecuente consiste en reducir la tecnología disponible: en vez de inventar nuevas máquinas, los personajes tienen que renunciar a todo tipo de enseres familiares. En la mayoría de los casos, el protagonista logra sobrevivir: primero realiza la magnitud del desastre, en seguida va peregrinando por un mundo desolado, en busca de sobrevivientes. Con éstos forma una nueva comunidad, enfrenta los desafíos de la barbarie (enfermedades, salvajes, bandidos). El punto culminante es la victoria de las fuerzas del del bien sobre las fuerzas del mal[9]. En la novela de Pedro Mairal encontramos algunos de estos elementos, como la sobrevivencia de la protagonista o el surgimiento de una nueva comunidad después del desastre. Sin embargo, la narración rompe con los esquemas de ciencia-ficción: no hay victoria del bien sobre el mal; la protagonista pierde el habla y huye de una Argentina destruida.
Nuestra concepción moderna del apocalipsis poco tiene que ver con la religión y más con la historia. Este concepto se utiliza con frecuencia en un contexto de catástrofes nucleares, ambientales o demográficas. No obstante, el apocalipsis no es sinónimo de desastre. Tanto en la tradición hebraica (Daniel, Ezequiel, Zacarías) como en la tradición cristiana (Evangelio de San Marcos XIII, Evangelio de San Mateos XXIV, Apocalipsisis de San Juan), el narrador del fin del mundo es un individuo en ruptura radical con los poderosos de su tiempo y al mismo tiempo incapaz de cambiar las cosas. Así, el Juan del Apocalipsis bíblico es un exiliado que vive en la isla griega de Patmos. Lleno de horror ante las visiones que lo acosan devora el libro que trata de descifrar (Apocalipsis 10,10)[10]. En este contexto surgen la mayoría de los elementos tradicionales de la iconografía cristiana apocalíptica: los siete sellos, los cuatro jinetes, la ramera de babilonia, el lagar de la ira, las langostas y la boca del infierno[11]. En la novela encontramos dos motivos del apocalipsis tradicional, la cometa y la nube de langostas. En el alcantarillado de su casa María encuentra a un monstruo verde con un solo ojo[12].
En el Apocalipsis de San Juan surgen disturbios y revueltas y, por fin, la tiranía del Anticristo. A la narración de estos desastres se contrapone la esperanza del regreso de Jesucristo y de la fundación de la Celeste Jerusalén. En El año del desierto no hay nada de eso : María espera inutilmente el regreso de su novio, asesinado por los militares. Ella no tiene vocación de heroína, trata apenas de sobrevivir. Por fin, herida y privada de su lengua materna, se embarca en el último buque que la llevará a Europa. Atrás quedan el mar y la pampa vacía.
El Apocalipsis tiene mucho que ver con el descubrimiento de America. Así Cristóbal Colón en sus cartas a los Reyes Católicos cita varios pasajes de la Biblia y especialmente del Apocalipsis para destacar su hazaña, el descubrimiento de un Nuevo Mundo. Los habitantes de América eran identificados con las tribus perdidas de Israel (Apocalipsis 7,4-9) y su conversión se consideraba un primer paso hacia la realización de las profecías bíblicas sobre el reino de dios[13]. Todas estas expectativas faltan en la novela de Pedro Mairal. El mundo camina hacia atrás, de la civilización hacia la barbarie. María lo pierde todo: su trabajo, su casa, la familia, el novio, la libertad y la salud.
Joyce, la selva y el damero
“Suena el timbre de las doce y la biblioteca queda vacía. Termino de guardar los libros, pongo bien las sillas y voy al cuarto de la mapoteca. Despliego los mapas viejos sobre la mesa, miro los lugares, los nombres y las calles”, narra María al final de su odisea. “Recorro con el dedo las estaciones de tren y las calles, trato de acordarme de algunas esquinas, algunas cuadras o plazas de esa grilla enorme, inexistente. Las calles de la ciudad donde ahora vivo son menos ordenadas y geométricas, parecen un enredo, algo que fue creciendo de un modo irregular alrededor de catedrales y castillos, como muchas otras ciudades europeas”[14]
Desde el inicio, Buenos Aires ha sido dominada por una perspectiva externa de cabecera de Europa en el Río de la Plata. Ya el cronista alemán Ulrich Schmidel (1500-1581) consideraba la primera fundación (1536) de la capital argentina como un producto de la fantasía. El esquema de la grilla remonta a la segunda fundación (1580) por Juan de Garay. A Torcuato de Alvear (1822-1890) se debe la intervención más radical en el tejido urbano. Siguiendo el ejemplo del urbanista francés Georges Eugène Haussmann (1809-1891), barrios enteros fueron derribados para dar lugar a grandes avenidas, especialmente a la Avenida de Mayo[15]. En la novela de Pedro Mairal desaparece esta joya del urbanismo burgués: la metrópoli platina con su estilo de vida teatral acaba en un lodazal. María encuentra a un joven marinero irlandés, Frank, que quiere llevársela a Europa. Ella rompe a llorar, pero se revela incapaz de seguir a Frank: “Come on! Jump! Eveline!”[16] le grita el marinero. Este nombre pone en movimento el mecanismo de la memoria familiar y apunta para el recuerdo literario de otra capital, Dublin: “Después mi bisabuela, Eveline Hill, que cerca de 1910 se embarcó sola en Dublin, en el estuario del Liffey, y cruzó el mar, buscando a su novio irlandés que supuestamente la esperaba en Buenos Aires (…) No encontró a su novio en Buenos Aires, pero quiso quedarse. Sobrevivió como pudo y, con algún hombre del que nunca supimos nada, tuvo a su única hija, Rose”[17]
Eveline Hill es un homenaje explícito a James Joyce y a los Dubliners. En el cuento homónimo[18], James Joyce narra como Eveline Hill está a punto de abandonar la casa paterna para embarcarse con su novio Frank a Buenos Aires y empezar otra vida allende el Atlántico. Desde la ventana de su casa se pasa el día cavilando sobre los pros y contras de ese proyecto sin decidirse a viajar, como María Hill, su bisnieta literaria argentina. Dubliners surgió entre 1904 y 1907, cuando James Joyce aún se acordaba perfectamente de su ciudad natal y no precisaba de mapas para verla surgir ante sus ojos. Durante un paseo con el amigo Frank Budgen Joyce afirmó medio en bromas que su obra podría servir para reconstruir la capital irlandesa en caso de desastre fatal[19]. Esta idea aparece como leitmotiv en la novela de Pedro Mairal: María Hill, la bibliotecaria desterrada, cierra la puerta de su despacho, empieza a hablar en castellano y recorre los mapas de un Buenos Aires inexistente para dar vida al mapa y recordar a la patria y a las personas amadas.
La ciudad de los Dubliners había sido una capital colonial al margen de Europa. Mientras que los irlandeses de principios del siglo XX aspiraban a la libertad y a la independencia del imperio británico, sobre la Argentina de hoy pesa la sombra de la dictadura militar: en los años 1976-1983 no sólo se perdieron la libertad y la democracia, sino también la conciencia histórica de toda una generación. No es fácil despertar de semejante pesadilla. Doblada sobre el mapa de su ciudad natal, María Hill busca las huellas de una infancia perdida en un damero muerto.
En el verano de 1985 el escritor italiano Italo Calvino estaba trabajando en una serie de conferencias para la Universidad de Harvard que llamaba Seis propuestas para el próximo milenio. Enumeraba algunas características que sólo la literatura podía dar – levedad, rapidez, exactitud, visibilidad y multiplicidad. No consiguió formular la última de sus propuestas, fulminado por una hemorragia. Así el crítico argentino Ricardo Piglia[20] propone otra característica – desplazamiento y distancia: abandonar el centro y enfocar el mundo desde la periferia. Pedro Mairal, al adoptar esta perspectiva sobre Buenos Aires nos brinda una de las novelas más fascinantes de la Argentina de hoy[21].
[2] Cf. Kafka, Franz. “El escudo de la ciudad“ en: El buitre. sel. y prólogo de Jorge Luis Borges. Madrid : Siruela, 1985, pp. 49-51.
[3] Mairal, Pedro. El año del desierto. Buenos Aires: Interzona, 2005, p. 220.
[4] Echeverría, Esteban. El matadero. La cautiva. ed. Leonor Fleming. 9a ed. Madrid: Cátedra, 2004. (Letras hispánicas ; 251)
[5] Ramírez Caro, Jorge. „Ritualización de la muerte en El Matadero de Esteban Echevarría ” en: Imprévue
2(1995), pp.51-66.
[6] Graña, María Cecilia. La utopía, el teatro, el mito: Buenos Aires en la narrativa argentina del siglo XIX. Roma: Bulzoni, 1991, pp. 62-71. (Letterature iberiche e latino-americane; 29)
[7] Berzazza, Juan Pablo. „A la intemperie“ en: Página 12 9/1/2006, Supl. Radar Libros, p. 1. Cf. Drucaroff, Elsa. “Fantasmas en carne viva” en: Boletín de Reseñas Bibliográficas núm. 9-10(2004) [en prensa].
[8] Mairal, Pedro. El año del desierto. Buenos Aires: Interzona, 2005, pp.76-77.
[9] Wolfe, Gary K. „The Remaking of Zero: Beginning at the End“ en: The End of the World. ed. by Eric S. Rabkin, Martin H. Greenberg, Joseph D. Olander. Carbondale: Southern Illinois Press, 1983, pp. 1-19.
[10] Zamora, Lois Parkinson. Writing the Apocalypse: historical vision in contemporary U.S. and Latin American fiction. Cambridge: Cambridge University Press, 1989, p. 1.
[11] Ibidem, p.11.
[12] Mairal, Pedro. El año del desierto. Buenos Aires: Interzona, 2005, pp.70,129,202.
[13] Zamora, Lois Parkinson. Writing the Apocalypse: historical vision in contemporary U.S. and Latin American fiction. Cambridge: Cambridge University Press, 1989, pp.7-8.
[14] Mairal, Pedro. El año del desierto. Buenos Aires: Interzona, 2005, p.7.
[15] Campra, Rosalba. „Buenos Aires infundada“ en: La selva en el damero : espacio literario y espacio urbano en América Latina. Pisa : Giardini, 1989, pp. 103-117. (Collana di testi e studi ispanici. II. Saggi; 7)
[16] Mairal, Pedro. El año del desierto. Buenos Aires: Interzona, 2005, p.165.
[17] Ibidem, p.112.
[18] Joyce, James. „Eveline“ en: Dubliners. ed. by Margot Norris. London: W. W. Norton & Co., 2006, pp. 26-32.
[19] Pierce, David. James Joyce’s Ireland. New Haven : Yale University Press, 1992, pp. 83-84.
[20] Piglia, Ricardo. „Una propuesta para el nuevo milenio“ in: Margens/Márgenes núm. 2(2001), pp. 1-3.
[21] El autor agradece a Elsa Drucaroff una serie de indicaciones extremamente útiles.
Jardín de infantes
p.mairal
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